7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller. — 8. Die Lüneburger Heide. 29
Nienburg, das ist Neue Burg, Stadt (10) rechts an der Weser, alter Brücken-
und Hafenort, der auch allerlei Großgewerbe treibt. Im übrigen haben sich in dem
Ackerbau treibenden Dreieck zwischen Weser, Aller und der Breite von Hannover,
abgesehen von Celle (f. S. 30), nur kleinere Orte entwickelt, so an der unteren Aller
Ahlden, in dessen Schlosse 1694-1722 die „Prinzessin von Ahlden" lebte, die un-
glückliche Sophie Dorothea. - Im Gebiete der Fuse Burgdorf (4) und das Dorf
Sievershausen, bei dem 1553 Moritz von Sachsen fiel,' Denkmal. - An der oberen
Aller Gifhorn (4) und etwas abseits vom Flusse Fallersleben, Mittelpunkt von
mehreren Kaliwerken. Hier wurde 1798 Hofmann von Fallersleben geboren, der
Dichter von „Deutschland, Deutschland über alles".
8. Die Lüneburger Heide (f. Titelbild!)
besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadefchen aus verschiedenen Höhenzügen, die
zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden.
Sie erreicht 169 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen
Anzahl von Flüssen; nach der Aller und der Weser hin senkt der Rücken sich
langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Bedeckt ist er
großenteils mit den Landen, welche die Schmelzwasser der zurückgehenden
Gletscher der Eiszeit ausgebreitet haben.
Dem Begriff „Heide" wird in verschiedenen Gebieten ein abweichender Sinn .zu-
gründe gelegt. Im allgemeinen kann bei uns darunter ein offenes Gelände ohne
erheblichen Baumwuchs verstanden werden, wo die Holzgewächse im wesentlichen aus
niedrigen oder Halbsträuchern bestehen (so P. Graebner). Der Lüneburger Heidrücken
ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und wirklich auf weite Strecken hin eine
Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpfriem Gesellschaft
leisten". Der Kampf der Heide mit dem Walde dauert schon Jahrhunderte hindurch,
und der Wald ist im Nachteile durch das Abwärtsspülen der Nährstoffe aus dem
lockeren Sande, durch Abhauen (Lüneburger Salzwerk) und die Bildung des Ort-
steins, der die Baumwurzeln tötet (so Sennes). Andere Stellen sind mit Kiefern und
selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder auf-
zuforsten oder in den Senken die saftig grünen „ Rieselwiesen" anzulegen, die eben
hier ihre Heimat haben, gehen einen guten Gang. Großartige Aufforstungen durch
die Provinzialverwaltung liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Bram-
bostel, und bei den Bahnhöfen türmen sich die großen Stapel von Grubenhölzern, die
nach den westfälischen Bergwerken und in die Kaligruben gehen. Auch fehlt es
keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern, und das Einsammeln von Pilzen, Heidel-
und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapfer aushaltende
Heidschnucke ist dem Heidbauern, soweit er noch nicht mit modernem Landwirt-
schaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier, aber mit
der Heide verschwindet auch die Schnucke und umgekehrt. Es mögen noch höchstens
90000 dieser gehörnten Wollträger vorhanden sein. Über die Fischzucht siehe S. 49. —
Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen
Ausblick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Bäche, anheimelnde Gehöfte
unter alten Eichen, uralte Steingräber und vor allem im Hochsommer Hügelauf,
hügelab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden
Insektenlebens. Das sogenannte „Paradies der Heide", bei Fallingbostel an der
Böhme, mit seinem Saume von uralten, knorrigen Buchen ist recht malerisch. Aber
jetzt, wo die ehemalige Wildnis unter dem Andränge aus den umliegenden Groß-
städten und dem Anwachsen neuer Kulturen drauf und dran ist, das zu verlieren,
1 S. Bilderanhang S. 67.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
18
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
Über dem n. Atlantischen Ozean ist der Luftdruck meistens sehr gering, das Queck-
silber im Barometer steht niedrig: es bildet sich sehr leicht ein barometrisches Minimum.
Nach dem Orte eines solchen strömen die Winde von allen Seiten zusammen, und indem
es n.o.-wärts an den Küsten Europas vorüberwandert, zieht es die westlichen Winde über
unser Land spiralförmig nach sich. Der N.w.-Wind ist zwar nicht der am häufigsteu
auftretende, aber der ranheste und heftigste; davon zeugen die Bäume, die sich nach S.o.
hinüberbiegen und an der „Wetterseite" mit Moos und Schorf bekleiden. An der Küste
hemmt der N.w. den Baumwuchs, auf den Inseln gedeihen Bäume ungeschützt nicht
mehr. Plötzliches Hereinbrechen kalter N.- und O.-Winde erzeugt im Mai die Kälte-Rück-
fälle mit den schädlichen Nachtfrösten, die häufig um den 11.—13. Mai einfallen, daher
der böse Ruf der „drei gestrengen Herren": Mamertus, Pankratius, Servatius.
Durch die jäh und rasch wechselnd einsetzenden Winde wird namentlich das Küstenklima
sehr veränderlich. — Hier weht an heißen Tagen die Luft vom Meere während des
Tages als Seewind nach dem stärker erwärmten Lande, umgekehrt des Nachts der Land-
wind nach dem alsdann wärmeren Meere.
4) Den Seewinden verdanken wir es, daß unsere Heimat in ihren küsten-
nahen Teilen eine um etwa 60 mm größere Regenhöhe hat als das nord-
deutsche Flachland im allgemeinen. Die nach N.w. gerichteten Ecken unserer
Mittelgebirge fangen die meisten Regenwolken auf; s. den Brocken S. 6.
Der trockenste Monat ist der April, der regenreichste der Heu- und Ferien-
monat Juli. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich.
Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Klansthal beobachtet.
An Schnectagen zählt Lingen 18, Brauuschweig 41. Klausthal 72, der Brocken 244 im
Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem
Südwesten, kommend.
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Ge-
präge giebt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide
(Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix).
Sie bedecken im R.b. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32^ des Bodens.
Sie geben aber nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grnndrente,
als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden.
Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens,
dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der
Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calhma und macht anderen Gewächsen
Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor.
Die Calhma fchwiudet aber auch, wenn der Heideboden sich selbst überlassen ist und
durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in
verhältnismäßig knrzer Zeit vom Waldwnchse überzogen, der noch im Mittelalter unsere
jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen
durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach
im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen
ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit ab-
sterbenden Mooren (Hochmooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem
Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte. Es giebt
bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Calluna wird nur etwa 15 Jahre alt,
wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen sich zu erneuern, wobei
der.viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrücktl). — Eine Eharakter-
1) Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder
(Globus 1895, Bd. 70).
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Erica Ernst_L._L._Krause Ernst
Landschaftskunde. — N.o.-Hannover, Emsgebiet.
15
von breiten Wassergräben eingeschlossene Gehöfte, stattliche Thoreinfahrten, zierliche Blu-
mengärtchen, Fachwerkhäuser mit bemalten Balken und buntgefügten Ziegeln, 400000
Obstbäume, die im Frühjahr das „Kirschenland" in ein weißes Blütenmeer vermandeln ]), die
schiffreiche Elbe — alles das gestaltet das Alte Land zu der anmutigsten aller Marschen.
c. Zwischen der Schwinge und Oste das Land Kehdingen (Kaje — Gestade)
mit der großen, nicht eingedeichten Insel Krautsand, der schwerste Marsch-
boden, das Land der Ziegeleien, die von lippischen Arbeitern betrieben werden.
Etwas unterhalb Stade beginnt die Reihe der 8 Küstenforts, die unweit Bremer-
Hävens endet.
6. Die Oste-Marsch leitet hinüber nach dem Lande Hadelnd, das
dnrch^ den Geeste-Kanal und andere Wasserstraßen entwässert wird (s. S. 39);
der Überfluß des Wassers im Balksee wird durch den Neuhäuser Kanal ab-
geführt.
s. An der Unterweser die Marschen: Land Wursten ^) bis zur Geeste
(friesische Ortsnamen auf um — Heim), Vielank), Land Wührden und
Osterstade, bekannt durch das traurige Schicksal der Stedinger im Kreuzzuge
des Erzbischofs von Bremen, 1233.
f. Hinter den Wesermarschen dringen die Moore tief in den Geestrücken
ein, und der kahnbare Kanal Hamme — Oste — Schwinge verläuft ganz
überwiegend auf Moorboden. Das einst berüchtigte Teufelsmoor ist durch
Fehnwirtschaft sehr verkleinert.
Das „Schwimmende Land" von Waakhausen (Kreis Osterholz) ist ein
bis 5 m starker Moorboden, der mit den darauf ruhenden Bäumen, Feldern und
Gärten durch die Gewässer gehoben oder gesenkt wird. N.ö. vom schwimmenden Lande
schaut der 52 m hohe Weyerberg weithin über das Moorgebiet. Er trägt das aus
Findlingsgranit errichtete Denkmal des Moorkommissärs Findorf, der im 18. Jahrhnn-
dert gegen 800 Feuerstellen im öden Moor gegründet hat. An seinem Fuße liegt
Worpswede, mit seiner vielgenannten Malerkolonie. — Das benachbarte St. Jürgens-
land (St. Georgsland), an der Vereinigung von Wümme und Hamme, die zusammen die
Lesum bilden, ist ein Wiesenmoor, das allwinterlich bis auf die Wurten vollständig über-
schwemmt wird.
7. Das d3cbtet der mittleren Ems
ist Moorland, das von Sandrücken und an den Flüssen von Marschstreifen
durchzogen ist. Aus den ärmeren Landstrichen wandert ein Teil der Bewohner
allsommerlich als „Hollandsgänger" zu Torf- und Wiesenarbeiten nach den
Niederlanden. Doch läßt dieser Brauch mehr und mehr nach, während die
Zahl der Sommerarbeiter aus den ö. Landesteilen stets zunimmt,
a. Unter den Sandstrecken ist die fürchterlichste der Hümmling.
Waldverwüstung und Plaggenhieb haben die Feldnarbe vernichtet; vom Winde ge-
peitscht, jagt der „wütende Sand" über das Land und wird zu wandernden Dünen auf-
gehäuft. Nur schwer gelingt es die Dünen durch Dünenpflanzen und Einsetzen von
Kiefern festzulegen. Verderblich wirkt für das Pflanzenleben die Bildung des Ortsteins,
*) "Zur Zeit der Baumblüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und
rosigen Schimmer gehüllt erscheint und ein tausendfältiges, wohliges Leben darin summt
und schwärmt und jubelt, bietet es. einen Anblick dar, dessen eigentümliche Zauberpracht
nnt nichts vergleichbar ist." — H. Attmers Marschenbuch.
-) Hadeln von Haduloha — Hader- oder Kampswald, zurückzuführen auf das ge-
waltsame Eindringen der Sachsen in dies Gebiet.
3) Wortsaten, d. i. die aus Wurten Wohnenden. 4) D. i. Niederland.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Das Klima.
17
c. Die 7 arg verkleinerten ostfriesischen Inseln werden durch Stein-
brüstnngen, Buhnen (d. s. rechtwinkelig von der Küste ins Meer laufende
Steindämme) und durch Bepflanzung der Düueu mit großeu Kosten geschützt.
Die jüngste Insel, der als Dünenwall entstandene Memmert, ist unbewohnt,
Borkum ist ein bedeutendes Seebad und besitzt allein noch Marschland, Norder-
ney^) einen blühenden, stadtgleichen Badeort und Langeoog (Oog^-Jnsel)
ein vom Kloster Locknm unterhaltenes Hospiz für Badegäste; im übrigen aber
sind jetzt alle bewohnten Inseln auch Seebäder.
Die lange dauernde Abgeschlossenheit hat bei den Ostfriesen die Erhaltung eigen-
tümlicher Charakterzüge begünstigt, unter andern ein starkes Nechtsgefühl und Verschlos-
senheit gegen Fremdes, und die stolze Thatsache, daß sie ein gutes Stück des Bodens, den
sie bewohnen, selbst geschaffen haben, hat ein gesteigertes Selbstbewußtsein erzeugt („Eäla
freya Fresena!"). Eigenartige Orts- und Personennamen.
Iii. Das Klima.
I) Nachstehende Tabelle giebt Aufschluß über die wichtigsten Verhältnisse:
Seehöhe Wärme in Celsiusgraden Regen- höhe Niederschlagstage
Januar Juli Jahr in mm
Emden..... 8,5 m 0,4 17,1 8,3 729 176
Osnabrück . . . 68 „ M 18,1 9,5 715 157
Lüneburg. . . . 20 — 0,1 17,3 8,3 598 167
Hannover. , . . 61 0,7 17,4 9 601 167
Braunschweig . . 83 „ — 1 19 9 619 192
Göttingen . . . 150 „ 0 17 8,5 547 160
Klausthal . . . 591 „ — 2 15 6 1353 201
Niedersachsen . . — 0 17 8,4 700 171
2) Niedersachsen genießt ein gemäßigtes Klima. Die mittlere Jahres-
wärme (wie zu berechnen?) steigt durch den Einfluß des Meeres um 5°
höher, als man bei der Entfernung des Landes vom Äquator erwarten sollte.
Die Wirkung des Meeres auf das Klima des Landes ist eine ausgleichende;
im Friihliug und Sommer wirkt es abkühlend, im Herbst und Winter er-
wärmend. Warum?
Die Wärme nimmt mit der größeren Erhebung über den Meeresspiegel ab, bei uns
beträgt diese Abnahme etwa auf je 100 m. Der Brocken hat mit 2,4° nur die mittlere
Wärme der Nordspitze Norwegens. Die Springen blühen im niederen Lande zumeist in
der ersten, um den Harz in der zweiten Hafte des Mai, auf dem Oberharz gar erst im
Juni, an der Mündung der Oder und Weichsel ebenfalls erst in der zweiten Hälfte des
Mai, denn die Jahreswärme nimmt auch nach Osten zu in Norddeutschland ab. Das
Vieh bleibt in den Küstengegenden bis Ende November im Freien, Schafe sogar den
ganzen Winter hindurch.
3) Unter sämtlichen Winden kommt etwa die Hälfte aus S.w., W. und
N.w., ans dem S.w. allein fast |. Im Frühjahr steht das Flachland zu-
weileu bis zu 50 Tagen unter dem Eiufluffe kalter n. oder ö. Winde aus
Hoch-Asieu.
i) D. i. wahrscheinlich Norder-nige-ooge — Norder neue Insel.
Oehlmann, Landeskunde von Braunschweig und Hannover. 2. Aufl.
2
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
3. Das Ostfälische oder Leine-Bergland.
13
3. Das Ostfälische^ oder Leine-Vergland.
Grenzen: Im 8 der westlich gerichtete Lauf der Leine und die unterste
2berra; im 0 der Harz,- im N der Höhenzug vom Austritte der Oker aus
dem Harz bis an die Leine und an die Senke, in der die Eisenbahn von Elze
nach Hameln läuft,- im W die Weser.
Die mannigfaltigen Züge dieses bunten Hügellandes halten im ganzen die
Harzer Streichungsrichtung inne, sind aber im einzelnen vielfach eingebogen,
und unter ihnen bildet der Hils sogar ein flaches Eirund. Dichter Laubwald
auf den Höhen, in der Niederung fette Äcker mit Weizen, Zuckerrüben und
Tabak und dichtgedrängte Ortschaften - so wird das landschaftliche Bild an-
mutig und an Abwechselung reich. - Das breite Tal der Leine scheidet von
Friedland an, wo der Fluß nach N umbiegt, das Bergland deutlich in eine
westliche und eine östliche Hälfte. Im 8 erweitert es sich zur Göttinger Senke,
und diese setzt sich - wenn auch nicht ununterbrochen - durch das westliche
Hessen bis in die Oberrheinische Tiefebene fort.
Das Gestein ist aus den Schichten entstanden, die von Meeren oder Süßwasser-
becken abgelagert wurden, die in der Sekundärzeit der Erde diese Gegenden über-
fluteten. Die drei Schichten der Trias - Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper — sind
aber oft so verschoben, daß sie nicht über-, sondern nebeneinander liegen. Darüber
und daneben lagern sich jäh aufsteigende Mauern von jüngerem Gestein, weißem und
schwarzem Jurakalk, Dolomit, Kreide und Hilssandstein. Das Tal der Leine verläuft
zwischen Keuper und Buntsandstein, der namentlich auch das Wasser ihrer Neben-
flüsse Ruhme und Innerste rot färbt. Im ganzen überwiegt das letztgenannte Gestein,
denn mit Nordstemmen beginnt das große Buntsandstein-Dreieck, dessen andere Spitzen
am Böhmer Walde und bei Basel liegen.
Politisch gehört ein Streifen wechselnder Breite, am schmälsten bei Kreiensen,
von der Weser bis an den Harz, zu den braunschweigischen Kreisen
Holzminden im W und Gandersheim im 0; fast alles übrige ist ein
Teil des Reg.-Bez. Hildesheim, während die Randgebiete den Provinzen
Hessen-Nassau und Sachsen angehören.
Alte Landschaftsnamen sind das Untere Eichsfeld, im So, als ehemaliger
Mainzer Besitz zu 91% katholisch, 1815 mit Hannover vereinigt; Fürstentum
Göttingen, der 8, bis 1463 selbständige weifische Herrschaft- das Fürstentum
Grubenhagen, benannt nach der Burg auf dem 299 m hohen Grubenhagen in der
Nähe von Einbeck, ist der 80 am linken User der Leine; Grafschaft Dassel, am
Solling. Endlich das Bistum nebst Stift Hildesheim, der No, 1803 säkularisiert
(d. h. in weltliches Gebiet verwandelt), 1815 mit Hannover vereinigt.
Wirtschaftlich ist dieses Gebiet als ein altes Durchgangsland vieler Straßen,
namentlich des Weges an der Leine, der den Verkehr von der See nach Süd-
deutschland vermittelt, eins der gehobensten im Reiche. Dazu tritt seine Frucht-
barkeit und das Aufwachsen der Industrie auf Grundlage der landwirtschaftlichen
Erzeugnisse (Zucker, Tabak, Papier) und der Bodenschätze (Kali, Kohlen, Eisen,
Zement, Asphalt, Salz und Bausteine).
1 Nach einem der drei Teile des alten Sachsens benannt (s. S. 39). Der Begriff
„Ostfalen" ist hier etwas werter ausgedehnt, damit die südlicheren Höhenzüge der
besseren Übersicht halber hier angegliedert werden können.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
äliüorlanöfdjaft. Die Torfmoore entstehen aus absterbenden Wasserpflanzen und Moosen. Bei Uns sind die Moore besonders im W der unteren Weser ver-
breitet. Man sticht den Torf, der, je weiter nach unten, desto älter, schwerer und schwärzer ist, und trocknet ihn zu Brennstoff. Große Moore werden durch
schnurgerade Kanäle erschlossen. Die Häuser der Moorbauern liegen am Kanal, in dessen Nachbarschaft das Moor und der durch Torfstich freigelegte Untergrund
allmählich in Kulturland umgewandelt werden. Die öde baumarme und düster wirkende, im Sommer drückend heihe Moorlandschaft gewährt einen weiten Blick.
Die Bewölkung wechselt schnell.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Iii. Das Klima.
35
2. Niedersachsen genießt ein gemäßigtes Klima, sein küstennäheres Land
gehört dem atlantischen Klimagebiet an, der Südosten geht ins mitteleuropäische
über. Die mittlere Iahreswärme steigt durch den Einfluß des Golfstroms um
5 0 C höher, als bei der Entfernung des Landes vom Äquator zu erwarten
wäre. Die Wirkung des Meeres auf das Klima des Landes ist eine aus-
gleichende, es schwächt die Temperaturschwankungen ab; im Frühling und
Sommer wirkt es abkühlend, im Herbst und Winter erwärmend.
Die Wärme nimmt mit der größeren Erhebung über den Meeresspiegel ab, bei
uns beträgt diese Abnahme etwa auf je 100 m. Der Brocken hat mit 2,6« nur die
mittlere Wärme der Nordspitze Norwegens. Die sonnenhellen Stunden, von deren
Menge das Gedeihen der Pflanzen — und auch der Menschen wie der Tiere im ge-
wissen Sinne - am meisten abhängt, sind an der Küste zahlreicher als im Binnenlande,
und ihre Zahl nimmt ab, je näher dem Mittelgebirge, das seinen hemmenden Einfluß
auf den Zug der Regenwolken ausübt. Eine sackähnliche Einbuchtung zieht sich von
der unteren Elbe durch Osthannover bis in die Nähe der Hauptstadt mit der hohen
Zahl von 4,?s täglichen sonnenhellen Stunden im Jahresdurchschnitte, Nesserland bei
Emden hat 4,6, Uslar 4,2, und der Unterschied zwischen den entferntesten Werten
ergibt die beträchtliche Summe von 202 Stunden im Jahre. Die Springen blühen im
niederen Lande zumeist in der ersten, um den Harz in der zweiten Hälfte des Mai,
auf dem Oberharz gar erst im Juni, an der Mündung der Oder und Weichsel ebenfalls
erst in der zweiten Hälfte des Mai, denn die Iahreswärme nimmt auch nach Osten hin
in Norddeutschland ab. Das Vieh bleibt in den Küstengegenden bis Ende November
im Freien, Schafe sogar den ganzen Winter hindurch.
3. Unter sämtlichen Winden kommt etwa die Hälfte aus Sw, W und
Nw, aus dem Sw allein fast Im Frühjahr steht das Flachland zuweilen
bis zu 50 Tagen unter dem Einflüsse kalter nördlicher oder östlicher Winde
aus Hochasien.
Über dem westlich von Europa liegenden Teile des Atlantischen Ozeans ist der
Luftdruck meistens gering, das Quecksilber im Barometer steht niedrig, es bildet sich
sehr leicht ein barometrisches Minimum. Nach dem Orte eines solchen strömen die
Winde von allen Seiten zusammen, und indem es nordostwärts an den Küsten Europas
vorüberwandert, zieht es die westlichen Winde über unser Land spiralförmig nach sich.
Der Nordwestwind ist zwar nicht der am häufigsten auftretende, aber der rauheste
und heftigste; davon zeugen die Bäume, die sich nach So hinüberbiegen und an der
„Wetterseite" mit Moos und Schorf bekleiden. An der Küste hemmt der Nordwest den
Baumwuchs, und auf den Inseln gedeihen Bäume ungeschützt nicht mehr. Plötzliches
Hereinbrechen kalter Nord- und Ostwinde erzeugt im Mai die Kälte-Rückfälle mit
den schädlichen Nachtfrösten, die häufig um den 11. —13. Mai einfallen, daher der böse
Ruf der „drei gestrengen Herren": Mamertus, Pankratius, Servatius. Durch die
jäh und rasch wechselnd einsetzenden Winde wird namentlich das Küstenklima sehr
veränderlich. — Hier weht an heißen Tagen die Luft vom Meere während des Tages
als Seewind nach dem stärker erwärmten Lande, umgekehrt des Nachts der Land-
wind nach dem alsdann wärmeren Meere.
4. Den Seewinden verdanken wir es, daß unsere Heimat in ihren Küsten-
nahen Teilen eine um etwa 60 mm größere Regenhöhe hat als das Nord-
deutsche Flachland im allgemeinen. Die nach Nw gerichteten Ecken unserer
Mittelgebirge fangen die meisten Regenwolken auf (siehe den Brocken S. 7).
Der trockenste Monat ist der April, der regenreichste der Heu- und Ferien-
3*
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Niedersachsen Norwegens Emden Norddeutschland Europa Atlantischen_Ozeans Europas Nordwest Pankratius
Torfstich. — Schichten im Steller Moor. 69
l-t. Torfstich im Hochmoor bei Bremen. Das Sinken des Wasserstandes ruft im Frühsommer den
Moorbauern ins Moor. In mühsamer Arbeit sticht er mit schmalem, scharfgeschliffenem Spaten die ver-
filzten Schichten der „brennenden Erde" ab, häuft sie auf, damit der Wind sie trocknet, und fährt den Brenn-
stoff in Kähnen auf dem Kanal zur Stadt. Ans den obersten Moorschichten wird Torfstreu gewonnen.
rl'-jfi ■■'t I1 , r ®*00r bei Burgdorf in Hannover. Auf undurchlässigen Schlamm-
schichten über dem Geschiebemergel bildeten Wasserpflanzen das schlammige Niedermoor. Uber dieses breitete
>ich Lruchwald aus (hier stämmige Eiben mit steinhartem Holz), vermoderte aber später zum Übergangs-
moor. Auf diesem wucherte dann das mächtige Hochmoor aus Sphagnum-Moosen und Wollgras, an trockenen
stellen auch aus Heide und Strauchwerk und bildete dicke, filzige Schichten mit deutlich erkennbaren
pfianzenresten. Die tieferen Lagen destorfes haben erdige Form und dunklere Färbung bis zumpechschwarz
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
22
Ii. Landschaftskunde.
Auch die höheren Rücken, die schon vor der Eiszeit vorhanden waren, haben im
ganzen die Gestalt behalten, die ihnen durch das Schieben der Eismassen gegeben
worden ist, sie bilden den Bodenteil, der das größte Stück des Flachlandes einnimmt,
die sandige Geest (von güst — unfruchtbar, so auch die Insel Iuist, sprich just).
Als die Gletscher zurückwichen, lagerten ihre Schmelzwasser die breiten, fächer-
förmigen Sandflächen ab, die unsere Geest bedecken, zugleich aber begann ihre
auswühlende Arbeit, die große Ströme bildete und breite Täler auswusch. Von diesen
kommt für unser Gebiet namentlich in Betracht die breite Senke, die von der Ohre,
einem Nebenflusse der (Elbe, über die Sumpflandschaft des Drömling und die Aller
abwärts läuft. Durch sie ging die „Urweichsel", welche die meisten Gewässer des Ostens
sammelte, beim heutigen Iadebusen den Boden der damals viel kleineren Nordsee
erreichte und erst bei Schottland ins Salzwasser mündete. Als das Eis weiter zurück-
ging, ergoß sich die gewaltige Wassermasse durch das Bett der Niederelbe. In diesen
weiten Tälern nehmen sich die heutigen Flüßchen aus wie Zwerge in der Wohnung
eines Riesen.
Wo der Abfluß der Gewässer gehemmt war, bildeten sich auf dem Rücken der
Geest die Hoch- oder Überwassermoore, die schwach uhrglasförmig gewölbt sind und
in der Mitte einen dunklen, kleinen See zu tragen pflegen, während an den geneigten
Rändern das Wasser Ablauf findet. Daher rühren die zahlreichen kleinen Moorseen
Ostfrieslands. Die narbige, düstere Fläche des Hochmoors trägt Moose und Heide,
der Wald ist erstickt, niedrige Birken und spärliche Kiefern sind der ganze Baumwuchs.
An den braunen Moorgewässern flattern die silberweißen Fäden der „deutschen Baum-
wolle" (Eriophorum vaginatum); Birkhuhn, Rohrdommel und Sumpfeule sind fast
die einzigen Vertreter der höheren Tierwelt. — An den tieferen Stellen entstehen in
den gestauten Gewässern die Unterwasser- oder Nieder-(auch Gründlands-) moore, aus
allmählich untersinkenden Pflanzenschichten gebildet. Die grüne Pflanzendecke, deren
Gräser meist abgemäht werden können, zittert unter unserem Fuße,' auf dem Stein-
huder Meere, auch noch hier und da auf dem „Schwimmenden Lande" von Waakhausen
(f. S. 34) werden wohl bei Sturm Stücke von ihr abgetrennt und abgetrieben und
müssen dann mit Kähnen wieder an ihre Stätte zurückgeschleppt werden. Im Grün-
landsmoore drängt zur Sommerzeit ein Blühen und Sprießen zum Lichte, das den
Pinsel der Künstler in den letzten Jahrzehnten immer wieder in Tätigkeit gesetzt hat.
Ebenso hat das öde Moor als eine Stätte harten Ringens mit der unfreundlichen
Natur, eine Art Urgebiet inmitten der Kulturlandschaften, die Phantasie der Dichter
mächtig angezogen. Ein drittes Glied bilden die Zwischenmoore, welche die Er-
scheinungen der beiden anderen vereinigen. (3. Buntbild!)
Von der Luft durch das Wasser abgeschlossen, verfallen die Pflanzenschichten des
Moors nacheinander einem langsamen Verkohlungsvorgange, und dadurch entsteht
der Torf, der den Nutzungswert des Moors vor allem bedingt (f. S. 69). Torf
ist ein Sammelname für sehr verschiedene Pflanzenbildungen, da die Vegetation in
mannigfaltiger Weise verkohlte. Er wird zum Heizen, zur Torfstreu, isolierenden
Deckschichten, als Spinnfaser, zur Erzeugung von elektrischer Kraft und noch sonst in
mancherlei Weise verwertet. Dennoch stellt diese Nutzung eine Art Raubwirtschaft dar
und wird erst dann zweckmäßiger, wenn unten guter Kleiboden gefunden wird; nur
zu oft lagert dürftiger Boden unten, auch Eisenbildungen (f. S. 26), und selbst im
Tiefmoore vergehen lange Jahre, ehe das Torfpolster wieder die alte Höhe erreicht
hat. Noch weniger gut steht es um das Abbrennen des Moors, das zum Glück
wohl bald ganz verschwunden sein wird. Im Hochmoore wird dabei die oberste Pflanzen-
decke im trocknen Frühjahr in Brand gesetzt, endlose Wolken braunen Moorrauchs
wälzen sich bis tief ins Mittelgebirge hinein, und in den durch die Asche gedüngten
Boden sät der arme Moorkolonist seinen Buchweizen. Aber nach etwa sechs Iahren
ist die Kraft des Bodens erloschen, und 30 Jahre muß er nun brachliegen. Nicht sehr
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]